Ulla (Gisela Hinzelmann), Renate (Eva-Maria Fastenau) und Dörte (Susanne Reiß) (von links) im
neuen Programm des Kabaretts Fettnäppchen "Vorsicht Schnecken, bitte nicht wecken!" Foto:
Susanne Russe
Gera. Mit Pflichterfüllung hat der Büroalltag von Renate und Dörte nicht wirklich zu tun. Aber mit
Klatsch, Tratsch, Lästern und Online-Spielen. Sehnsüchtig warten die beiden Jüngeren auf den Tag,
an dem Ulla endlich die Rente mit 63 in Anspruch nimmt. Wenn Ulla weg ist, wird ihnen niemand
mehr lästige Akten zur Bearbeitung auf den Schreibtisch knallen.Die Drei sind die Schnecken im
neuen Fettnäppchen -Programm. Sympathisch werden sie dem Publikum zur Premiere am
Sonnabend im Hofgut nicht nur, weil sie alle Vorurteile über in Büros tätige Frauen bestätigen.
Sympathisch sind sie auch, weil sie selbst alle Vorurteile über die da oben pflegen und hegen. Die
da oben tun nix, und falls sie doch was tun, ist es nichts Gescheites. Die da unten aber tun auch nix,
und falls doch, ist es ebenfalls nicht gescheit. Das Büro ist aber auch der Ort, von dem aus die
Schnecken aufbrechen können, um aktuelle soziale und politische Verwerfungen unter die Lupe zu
nehmen. Das Schneckenhaus ist die Kaffeküche im Keller des Bundeskanzleramts. Renate (Eva-Maria Fastenau)
kocht Kaffee, Ulla (Gisela Hinzelmann) ist er zu stark, Dörte (Susanne Reiß)
meckert, weil sie den Tassengrund sieht. Diesen Konflikt kennt wohl jeder. Genau beim
Wiedererkennen holt Fettnäppchen-Chefin Eva-Maria Fastenau ihr Publikum ab. Sie ist der Motor,
die Kraftmaschine, die die Sketche vorantreibt. Ob sie das Publikum animiert, sie beim
Kaffeelöffelzählen zu verwirren, ob sie als gefrostete Eizelle Frust ablässt oder mit Mutterwitz als
denkgebremster Elektriker kommende Laternen-Apps durch den Kakao zieht. Es ist saukomisch,
wie sie und Susanne Reiß in weißen Einwegoveralls über ihre Zukunft als perfekte Babys
nachdenken. Es wird richtig bitterböse, wenn sie als Lockenwickler-Kittelschürzen-Mutter und
Was Manieren sind, weiß ich nicht -Teenager der Oma (Hinzelmann) das Bier missgönnen, das
heranzuschleppen zu ihren Aufgaben gehört. Manchmal reicht ein sichtbar handgearbeiteter
Pullunder, und Susanne Reiß wird eine junge Thüringer Mittelschichtmama, die es toll findet, dass
ihr Kind statt Rechtschreibung nun das Schreiben nach Gehör lernen soll.
Angelika Bohn 04.05.15 OTZ
Märchentheater
"Wichtel Witzig und der verschwundene Weihnachtsmann" (G. Jansen)
im Gerry Jansen Theater Alzey
Nov. '14 - Dez. '14
Nachrichten Alzey 24.03.2014
Von Ulla Grall
KOMÖDIE Premiere von „Alles begann mit dem Eiermann“ am Gerry-Jansen-Theater
ALZEY - „Alles begann mit dem Eiermann“, behauptet Gerry Jansen in seiner neuesten Boulevardkomödie. Es endet auch mit dem Eiermann, aber in den dazwischenliegenden Stunden hat der Stückeschreiber, Regisseur und Schauspieler ein solches Feuerwerk an Einfällen entzündet, dass die Zuschauer am Ende der Vorstellung erschöpft vom Lachen den Heimweg antreten. Das ausverkaufte Gerry-Jansen-Theater war auch bei dieser Premiere wieder „Startbahn eines Lachbombers“, wie es Jansen in der Vorankündigung formulierte.
Alles aus einer Hand
Natürlich sind Handlung und Text wieder von Jansen, selbstverständlich führte er auch die Regie, und dass er in der Komödie eine tragende Rolle hat, wissen seine Fans sowieso. Er schlüpft in die Figur des Martin Wind, Bestsellerautor mit Dauer-Schreibhemmung und ganz schlechtem Gedächtnis.
„Es ist eine Premiere, so wie sie immer ist, und das Lampenfieber wird nie weniger“, gestand Jansen, als er seine Zuschauer begrüßte, und erklärte dann: „So eine Premiere ist nie die beste Vorstellung, aber immer die spannendste.“
Zwei neue Gesichter konnte er vorstellen: Susanne Reiss aus Erfurt wechselte vom Bankfach in die Schauspielerei und gab nun in der Rolle der Klempnerin Jaqueline Schaf ihr Debüt in Latzhose und Gummistiefeln. „Das Sächsische hat sie sich in den letzten drei Wochen draufgeschafft“, meinte Jansen. ...
Fatale Dreiecksbeziehung
Thüringer Allgemeine vom 31. Juli .2011
Altstadt. Mit blutigen Schürzen betreten Laura und Hillary die Bühne und beklagen sich lautstark über die Schwere der gerade verrichteten Zerlegung von Kenneth, ihrem gemeinsamen Feind.
Der hatte sich auf dem Weg vom unermüdlichen Partylöwen zum Pantoffelhelden zielsicher eingerichtet in einer Dreiecksbeziehung aus gutem Essen und gutem Sex.
In Debbi Isitts schwarzer Komödie von "Gatte gegrillt", die gestern Abend im Predigerhof ihre Premiere feierte, dreht sich alles um die vermeintlich perfekt funktionierende Ménage à trois. Zumindest sieht das Kenneth, gespielt von Heinrich Kus, so. Mit seinem selbst geschaffenen Beziehungsgeflecht ist er durchaus zufrieden. Ehefrau Hillary, gespielt von Susanne Reiß, liest dem alternden Dandy jeden kulinarischen Wunsch von den Augen ab. Horizontale Zerstreuung findet er bei seiner jungen Geliebten Laura, dargestellt von Sabine Henn. Doch bald muss er spüren, dass die beiden Damen eigene Vorstellungen von einer Beziehung haben.
Zuerst reißt der Geliebten der Geduldsfaden und sie setzt die Ehefrau ins Bild. Diese verweist Kenneth kurzerhand der Wohnung. Der Gatte schleicht zur Gespielin, die seinen Einzug an die Bedingung einer Heirat knüpft. In Ermangelung jedweder Alternative stimmt Kenneth zu. Doch das Schicksal nimmt seinen Lauf, die Damen schmieden einen perfiden Plan: Kenneth muss verschwinden, und zwar so kulinarisch wertvoll wie möglich.
Gehren. Mitgebracht hatten die Schauspieler Heinrich Kus, Sabine Henn und Susanne Reiß "Kurz davor" - Eine blaue Komödie. Etwa 80 Theaterbegeisterte kamen, zu denen an erster Stelle Pfarrer Dr. Udo Huß und Martina Theilig gehörten. Beide sind gemeinsam mit anderen selbst schauspielerisch aktiv ... Insofern befanden sich auch "Kollegen" im Publikum, die etwas dazu lernen wollten, aber auch etliche Gehrener Anrechtsgäste des Rudolstädter Theaters aus dem Kulturbund, wie Familie Märtin, die auf das Spiel der Erfurter besonders gespannt waren.
Das uralte Thema "Mann & Frau" - es ist durch die Comedy-Szene der Inflation preisgegeben - kann als Theaterstück bei Zuschauern durchaus noch Erkenntnis- und Lustgewinn bringen.
Wie das gehen kann, führten die drei Schauspieler mit aktionsreichem und körperbetontem Spiel vor. Natürlich bleibt die Autorin Christiane Reiff mit ihrer Komödie dem Klischee verpflichtet, dass der Mann mit Beuteschema im Kopf der Jäger ist und die Frau sich nicht ungern erjagen, respektive erobern lässt. In einer Bar spielen sich die turbulenten Szenen von Annähern und Abstoßen ab, die zielgerichtet "in die Kiste" führen sollen. Dazu kommt es aber immer "kurz davor" nicht, weil... Nun ja, die als Zuschauer in Gehren dabei waren, kennen den Grund. Und alle, die ihn erfahren möchten, sollen ruhig nach Erfurt ins TiK, in die Maria-Magdalenen-Kapelle reisen und sich die Komödie dort anschauen. Das Publikum war begeistert, amüsiert, zufrieden.
... Regisseur Kus bearbeitete interessant Rainer Lewandowskis Stück ESCAPE, der wiederum prämierter Dramatiker und Theaterleiter in Bamberg ist. Jan ist 15 und die Hauptfigur in ESCAPE, um ihn dreht sich alles. Man hört ihn aber nur einmal im Stück. Viel wichtiger sind seine Mitschüler, Lehrer und Freunde. Der Abend beginnt. Man ist sofort in einer Schulversammlung, denn Jan ist tot. Jan war schwierig. Einige mobbten ihn, andere schätzten seine Nähe, erkannten seine Klugheit. Er spielte gern Computerspiele, grausame. Dort konnte man auf der Tastatur ABBRUCH, also ESCAPE drücken. Das geht nicht im Leben. Jan stürmte mit einer Pistole in seine Schule und.......
Vier Schauspielerinnen sitzen und stehen in der Aula. Direktorin Hagemayer (Susanne Reiß), als über allem stehende Beamtin, zieht, wenn es schwierig wird, ein Telefonat einer Diskussion vor. ...
... Die Nähe zum Erfurter Amoklauf 2002 wird in der Inszenierung deutlich, nicht plakativ. An das furchtbare Ereignis zu erinnern, ist beabsichtigt!